Parteivorsitzende Melanie Sudholz zur Kür des Kanzlerkandidaten der CDU
Interview von Michael Mehrtens, Jeversches Wochenblatt
Frage: Die CDU hat einen Kanzlerkandidaten. Wie fanden Sie die Kür von Armin Laschet?
Das geht sicher geräuschloser. Auf der anderen Seite war diese intensive Debatte zwingend erforderlich. Schließlich ist die Union nicht so geübt in diesem Prozess. Nach langjährigen Kanzlern wie Adenauer, Kohl und nun Kanzlerin Merkel fehlt es an einem klaren Auswahlprozess. Dass die CDU einfach so eine Persönlichkeit auswählen muss, ist also eine relativ neue Erfahrung. Daraus wird die Union lernen und wenn man offen diskutieren will, gehört dazu auch Kritik. Es ist gut, dass CDU und CSU das innerhalb einer Woche klären konnten und nicht wie andere Parteien, die ein halbes Jahr Tourneen durch das ganze Land veranstaltet haben.
Frage: Was spricht aus ihrer Sicht für Laschet?
Er hat bewiesen, dass er ein Politiker ist, der Menschen zusammenbringen und Gegensätze auflösen kann. Das wird in der Zeit nach Corona eine ganz wesentliche Eigenschaft für einen Kanzler unseres Landes sein. Denn die vielen Themen, die absehbar in wenigen Wochen wieder stärker diskutiert werden als die Pandemie, werden wir nur im Konsens vieler sehr unterschiedlicher Gruppen und Interessen lösen können. Das geht bei der Bewältigung des Klimawandels los und endet bei der Sicherung der Renten, der Voranschreitens der Digitalisierung und der starken Veränderung in der Arbeitswelt. Und bei dieser Aufzählung haben wir bislang nur Deutschland in den Blick genommen. In den kommenden fünf Jahren wird eine zentrale Aufgabe sein, Europa handlungsfähig zu halten und weiterzuentwickeln, damit unser Kontinent nicht zwischen den großen Machtblöcken westlich und östlich von uns an den Rand gedrängt wird. Da braucht es eher weniger den breitbeinigen Auftritt, sondern Gespür und Gefühl für die Verhandlungspartner.
Frage: Laschet, der Diplomat und gleichzeitig Strippenzieher in der Union. Warum Laschet und nicht Söder?
Armin Laschet wird meiner Meinung nach deutlich unterschätzt. Wie schon gesagt: In wenigen Wochen wird Corona bereits nicht mehr das einzige Megathema sein. In der Krise wünscht man sich den Macher, der die Dinge in die Hand nimmt. Das kann ich nachvollziehen. Nur reicht dieses Profil für die bereits sichtbaren Herausforderungen unseres Landes und Europas nicht aus. Mal ein Beispiel: Glauben Sie ernsthaft, wir können den Umbau der Wirtschaft hin zu einem nachhaltigen und dennoch ökonomisch sinnvollen Handeln einfach anordnen? Das wird nicht gehen, sondern braucht eine kluge Moderation und Begleitung durch die Politik, jemand der sich Zeit nimmt, zuhört und versteht. Mit Ansagen und Verboten werden wir keinen Erfolg haben, wenn wir nicht möglichst viele Menschen aus Überzeugung mit auf diesen Weg nehmen. Und da ist Armin Laschet sicher der richtige Mann.
Frage: Was hätte die CDU bei dieser Kandidatenkür besser machen müssen?
Es hätte deutlich besser vorbereitet werden können. Aber man muss auch sehen, dass Söder seinen Hut erst vor einer Woche in den Ring geworfen hat – unabhängig von den Spekulationen, die es schön länger gab. Mir hat die Art und Weise der Auseinandersetzung nicht gefallen. Dieses Taktieren und Fechten mit Scheinargumenten ist nicht meine Art. Es fehlte an Respekt und Akzeptanz für Entscheidungen. Ich möchte, dass wir als CDU sagen, was ist und nicht mit Nebelkerzen um uns werfen. Nur mit Klarheit und Geschlossenheit werden wir das Vertrauen der Menschen gewinnen können. Die Wahrheit ist manchmal unbequem und am Ende zählt nicht das Argument, sondern ob wir die vereinbarten Ziele erreichen. Wenn die Grünen jetzt für ihre Kandidatenkür gelobt werden – ok. Bei den Grünen ist immer eine Frau auf dem ersten Listenplatz, sie verstehen sich nun ja als sogenannte Feministinnen-Partei. Es wäre der Basis also nicht vermittelbar gewesen, bei dieser Ausgangslage auf Habeck zu setzen. Etwas hatte es auch von dem klassischen Hinterzimmer, das immer der Union vorgeworfen wurde. Für die CDU gilt es jetzt, den Fokus zu behalten, überzeugende Arbeit zu leisten und gute Lösungen anzubieten.
Frage: Als lokale CDU-Wahlkämpferin, was würden Sie sich von ihrer Berliner Zentrale wünschen?
Nachdem die Personalfragen geklärt sind, braucht die CDU ein klares und eindeutiges Zukunftsprogramm. Und das möglichst bald. Wir möchten uns über Inhalte definieren und nicht über Personalfragen. Wer hat die besten Antworten für die Fragen unserer Zukunft und wem schenken die Menschen ihr Vertrauen? Das sind die wesentlichen Fragen. Für uns in Schortens haben wir die Eckpunkte unseres Zukunftsprogramms klar und werden in den kommenden vier Wochen so weit sein, um unsere Ideen den Bürgerinnen und Bürgern vorzustellen. Denn darum geht es: Wie schaffen wir es, für die Herausforderungen, die zukünftig an die Menschen in Bezug auf Gemeinschaft, Arbeit, Bildung und Vieles mehr, gestellt werden wird, langfristig gemeinsam gute und schnelle Lösungen zu erarbeiten. Dazu braucht es Mut, Klarheit und Flexibilität, aber vor allem den Dialog. Das wird die CDU in Schortens anbieten. #wegenmorgen
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